21
Jul
2011

wegzug

in meinem alltag warst du nicht
zu hause esse ich vom teller

aus einem anderen leben und
stochere mit der gabel in vergangenem

das nicht vergeht in einer stille die
beredsam schweigt als hätte es dich nie gegeben

schreibe ich mir mein leben zusammen damit es hält*
fülle seiten mit ungesagtem das verborgen

wege sucht verbindet bis sie verwischen


© GJ20110713

*Erste Version
lege muscheln und steine zum urlaubsmuster
verteile sand im garten und pflanze strandnelken

mein schlafraum hat jetzt ein bullauge

19
Jul
2011

umzugskartons

hände erzählen rissweise
von harter pappe die nicht aushält
was sie verspricht denn bücher sind schwer
verletzte fingerkuppen zerfetze nägel vom hineinlangen
in griffmulden die ausreißen
wieviele kisten noch mögen es sein ich weigere mich zu zählen
will’s nicht wissen möchte nur dass der spuk ganz real aufhört und ich mich finde

©GJ20110717

(leider bekomme ich hier die Setzung nicht so hin, wie sie sein sollte)

29
Jun
2011

Sätze aus den letzten Tagen

Der längste Tag 2011 kam, umnebelte sich und ging, bevor ich seiner gewahr wurde.

Mit der Sonne stehen und fallen Kraft und Wohlbefinden.

Und die Schönheit, geht sie ganz und gar?
Ach bliebe mir ein Rest als Trost.

Mein Gehirn klammert aus.

Der Wert der Worte entsteht, durch ihre Stellung zueinander beim Schreiben.

Ich verankere mein Leben im Schreiben, damit es hält.
(Ich schreibe mich durchs Leben).

Worte nähren - bewahren – begehren …

23
Jun
2011

spaziergang III

schreiben ist aufschrei und stille

durch den gartenweg hinunter
pfingstrosen erinnern an jenen juni
äpfel schon groß wie baumnüsse

talwärts ausholende schritte sind leicht
herauf aber kriecht nagendes frösteln
so kurze zeit nach der rapsblüte

wanderten wir vor jahren unterm
gedehnten blau sahen den falken nach
durch die gemähten wiesen voller

heuduft ging es weiter am feld entlang
jetzt glänzt hellgrün das gerstenmeer
wogend gescheitelt vom wind geneigte

kornblumen einzeln verloren zu früh
am wegrand in auen am fluss damals
blühte uns noch der jasmin

ungezählt die stunden seither
im schreiben geteilt gelebt


©GJ20110605

21
Jun
2011

Vorsicht

Man sollte ein heißes Eisen nicht in eine Plastiktüte packen.

©GJ20110620

15
Jun
2011

nonverbal II

ich lag nicht in deinem bett
und spürte doch die schwere
deiner hand auf meinem bauch
ich frage mich / was es sollte / damals
als du angetrunken oder gar betrunken
neben mir irgendwann dann doch
in deinen schlaf sankst / der mich kaum
ruhen ließ ob deiner stöhner
dich fragen werde ich nicht /
würde ich fragen können
erzählte ich schon / wäre beim
ausplaudern über mich
oder gäbe wissen preis
was unangemessen

©GJ20110615

14
Jun
2011

Elixier

Jedes Buch, das sie las, war Nahrung und wurde nach wenigen Seiten des Lesens zu ihrem Leben. Solange sie mittendrin war, ging es ihr gut, blühte sie auf, spürte sich. Wie das bei Suchtkranken so ist, wurde es immer dann kritisch, wenn das Suchtmittel zur Neige ging. Die letzten Seiten, noch in die Länge ziehend versuchte sie sich, nicht einmal besonders kraftvoll, gegen die Entzugserscheinungen zur Wehr zu setzen.
Es gab unzählige Bücher, die noch gelesen werden wollten. Eine Menge auch jener, die die Sucht zwar nicht heilten, aber vorübergehend stillten. Immer wieder von einem zum nächsten Buch floss ihr Lebensstrom durch das übernächste, seitenlang bis zum letzten Blatt, das sich nicht wenden ließ. Dort lauerte jedes Mal das Gefühl verlassen zu werden.
Die Beschaffung von Nachschub hatte sie organisiert.

©GJ20110613

11
Jun
2011

Einzig

Dieses abschnittweise Sehen von Ausschnitten. Wie kann man glauben einen Menschen zu kennen, wenn man mit ihm eine Unterdessenzeit verlebt? Glauben dieser Mann sei einzig? Was, wenn eine andere Frau, ihn ebenso zu kennen glaubt, weil sie von dem „Unterdessen“ nichts ahnt, wenn eine dritte, eine vierte gar, sich gleichfalls mit einem Ausschnitt begnügte? Ihr ganzes Ich hinein gäbe in diesen Bruchteil von Leben, die fehlenden Teile sich selbstredend ausfüllte?
Reduziert auf Fitzelchen, Leben eingedampft auf Momente. Auf Telefonate, Briefe und Gedichte, Worte als Liebesbezeugungen, seltene Treffen. Wie richtet man sich damit im Leben ein? Kann man einen Menschen lieben, ohne sein Leben zu durchdringen? Der Wunsch danach, gewünscht zu werden, sich ausschließt? Was, wenn die Ganzheit der Gefühle nicht auf beiden Seiten des Pols, und dennoch - Liebe bestimmend ist? Eine unendliche Zuneigung, zentriert die Leidenschaft gehegt und gepflegt in Abwesenheit des Adressaten. Den Schmerz gefüttert, gezüchtet, als unterschiedliche Ebenen wuchsen. Aufgetragen auf fehlende Puzzleteilchen. Im Gesamten mit Bekanntem bebildert. Zum Kunstwerk erhoben, ohne zu wissen wie wahrhaftig.

©GJ20110609

*Erklär mir Liebe, Ingeborg Bachmann*
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Zuletzt aktualisiert: 13. Feb, 21:00

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